Der Pianist Conrad Yeatis "Sonny" Clark kam 1931 in Pennsylvania zur Welt. Mit 12 kam er nach Pittsburgh. Er spielte Bass und Vibraphon, aber seit seinem vierten Lebensjahr auch Klavier. 1951 zog Clark nach Kalifornien, wo er bald mit namhaften Musikern spielte. 1953 nahm er mit Teddy Charles erstmals auf (auch der bedeutende Tenorsaxophonist Wardell Gray war mit im Studio) und im selben Jahr stiess er zur Gruppe des Klarinettisten Buddy De Franco, mit der er 1954 eine Europa-Tournee unternahm. Auch mit dabei war Billie Holiday.
Das Jahr 1956 war Clarks letztes in Kalifornien und er verbrachte es mit den Lighthouse All-Stars des Kontrabassisten Howard Rumsey. An seiner Seite fand sich mit Stan Levey (dem Nachfolger von Max Roach bei Rumsey) ein weiterer musikalisch an der Ostküste sozialisierter Musiker. In Kalifornien entstanden Aufnahmen mit De Franco, Rumsey, Sonny Criss, Frank Rosolino, Serge Chaloff, Stan Levey, Larance Marable, Cal Tjader und anderen. Doch Clark hatte den leichten Jazz, der an der Westküste den Ton angab, allmählich satt. Er nutzte die Chance, die Sängerin Dinah Washington auf einer Tour quer durch die USA zu begleiten, um so an die Ostküste zu kommen.
1957 kam Sonny Clark nach New York und in den sechs Jahren bis zu seinem viel zu frühen Tod am 13. Januar 1963 nahm er an unzähligen wichtigen Plattenaufnahmen teil, besonders für das Label Blue Note Records, dessen Produzent Alfred Lion eine Reihe bedeutender Bop und Hard Bop-Pianisten förderte: Thelonious Monk, Bud Powell, Horace Silver, Herbie Nichols, Sonny Clark, Andrew Hill.
Clark wirkte schon in seinem ersten Jahr in New York bei Aufnahmen von Sonny Rollins (ausnahmsweise für Riverside, nicht für sein Hauslabel Blue Note), Hank Mobley, Curtis Fuller, John Jenkins/Kenny Burrell, Johnny Griffin, Clifford Jordan und Lou Donaldson mit. Sein Spiel entfaltete sich nun vollständig. In seinen Soli spielte er oft nur Single-Note-Linien, orientierte sich – wie es auch Bud Powell öfter tat – vor allem an Bläsern. Rhythmisch waren seine Linien oft zerklüftet, seine Phrasierung brüsk und abgehackt – und doch glänzt Clarks Spiel mit Momenten von grosser Schönheit. Seine Kompositionen waren eingängig, fügten sich gut in den Groove, der im Hard Bop so wichtig wurde – doch bei Clark lauerten immer auch Abgründe, seiner Tonalität hängt etwas Düsteres an, über seiner Musik wie über seinem Leben hingen auch dunkle Schatten.
Schon in seinem ersten Jahr nahm Clark drei Alben als Leader für Blue Note auf, beim Debut "Dial 'S' for Sonny" war unter anderem Hank Mobley dabei, auf "Sonny's Crib" hören wir keinen geringeren als John Coltrane am Saxophon. Doch das beste Album des ersten Jahres bei Blue Note ist zweifellos "Sonny Clark Trio" mit Paul Chambers am Bass und Philly Joe Jones am Schlagzeug. Hier kommt das zerklüftete, kantige und doch so lyrisch-melodiöse Spiel von Clark aufs Schönste zur Geltung – allerdings spielt er hier Standards und Bop-Klassiker. Zwei seiner schönsten Eigenkompositionen folgten dann auf "Cool Struttin'", einem der grossen Blue Note-Klassiker, das im Januar 1958 mit Art Farmer, Jackie McLean, Chambers und Jones aufgenommen wurde.
Für Blue Note entstanden bis im Herbst 1961 neben ein paar weiteren Sessions als Leader – darunter sein vielleicht schönstes Album "Leapin' and Lopin'", das im Herbst 1961 aufgenommen wurde – weitere Aufnahmen mit Bennie Green, Tina Brooks, Curtis Fuller, Jackie McLean, Grant Green, Ike Quebec, Don Wilkerson, Dexter Gordon und Ike Quebec. Quebec, der im Swing verwurzelte Tenorsaxophonist, dem Blue Note wie seinem Bop-Kollegen Dexter Gordon Anfang der Sechziger ein neues Leben als Leader schenkte, war für das Label eine ähnlich zentrale Figur wie Sonny Clark. Umso grösser der Schock, dass auch er, der für Alfred Lion und Francis Wolff jahrelang als A&R-Mann und Talent-Scout gewirkt hatte, nur drei Tage nach Sonny Clark verstarb.
Die zweistündige Sendung zeichnet den Weg Sonny Clarks von Kalifornien an die Ostküste nach, präsentiert ihn mit Cal Tjader, Howard Rumsey, Buddy De Franco und anderen, und natürlich auch als Leader. Die Menge an Musik, die in seinen wenigen Jahren bei Blue Note entstand, ist aber schlicht zu gross, um alles in eine Sendung zu packen. Weil Blue Note Records heuer seinen 80. Geburtstag feiert, folgen im Laufe des Jahres weitere Sendungen, in denen Sonny Clark erneut zu hören sein wird: einmal der Seite der Posaunisten Bennie Green und Curtis Fuller, ein anderes Mal dem Rhythmusgespann Butch Warren/Billy Higgins, das wiederum auch mehrere feine Aufnahmen mit Herbie Hancock machte, einem nach Clarks Tod für Blue Note wichtigen Pianisten.