Die 75. Folge von gypsy goes jazz dauert etwas länger als üblich: Zum Jubiläum gibt es ungefähr 75 Minuten Jazz aus dem Jahr 1975. Für den Jazz war das keine einfache Zeit. Mit dem Überschwappen der Beatlesmania in die USA endete in den Sechzigern allmählich die Zeit, in der der Jazz wenigstens bei Teilen der Bevölkerung als Populärmusik fungiert hatte. Aus dem Hard Bop entwickelten sich der Free Jazz und später der Jazz-Rock (der eigentlich eher Rock-Jazz heissen sollte).
Die Clubs boten Jazzmusikern immer weniger Auftrittsmöglichkeiten, selbst ein Miles Davis trat inzwischen als Vorband für Rock-Bands auf. Doch aus dem Free Jazz der Sechziger entwickelte sich in New York eine neue Szene, die sich in Lofts konzentrierte, die oftmals von Musikern selbst als Clubs, als Probe und Konzertlokale geführt wurden. In Chicago blühte Ende der Sechziger die Musik auf, die um die Musikerinitiative AACM herum entstand, und viele massgeblichen Musiker waren auch in den Siebzigern noch auf dem Zenit ihres Könnens.
In den Bands von Miles Davis und Cannonball Adderley wirkten in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern Pianisten und Keyboarder wie Herbie Hancock, Chick Corea, Joe Zawinul und George Duke mit, die die Fusion von Jazz mit Rock und auch mit Elementen brasilianischer und anderer nicht-westlicher Musiktraditionen verknüpften und um 1970 einen neuen Aufbruch antrieben. Davis blieb bis 1975 eine prägende Figur. In diesem Jahr zog er sich zurück und kehrte erst in den frühen Achtzigern wieder zurück. Im Jahr 1974 starb zudem Duke Ellington, dessen Musik in der Sendung – neben freiem Jazz, Jazz-Rock, Swing und Bebop – einen besonderen Stellenraum einnehmen wird.
Jazz '75 heisst: Musik von Herbie Hancock, Miles Davis, Jaco Pastorius, Kenny Burrell, Earl Hines, Art Pepper, Von Freeman, Malachi Favors, Rashied Ali, Sonny Stitt, Count Basie und anderen.