Die Jazz Messengers - eine, wie man sagt, "musical marriage made in heaven." Das Quintett wurde 1954 aus Anlass von Platten-Aufnahmen geformt, die Alfred Lion für sein Label Blue Note Records mit dem Pianisten Horace Silver machen wollte. Dieser brachte Hank Mobley (Tenorsaxophon) und Doug Watkins (Bass) aus seiner aktuellen Combo mit und holte die jungen Veteranen Kenny Dorham (Trompete) und Art Blakey (Schlagzeug) dazu.
Silver war damals einer der vielversprechendsten jungen Jazzmusiker, er hatte für Blue Note bereits im Trio aufgenommen. Den Namen "The Jazz Messengers" hatte Art Blakey schon früher für grössere Bands verwendet, bei Live-Auftritten wie auch im Studio. Ein Quintett Blakeys, in dem neben dem Trompeter Clifford Brown auch Silver sass, hatte bereits für Blue Note aufgenommen. Doch bei den Jazz Messengers fiel nun alles zusammen, sie wurden zur aufregendsten Combo des neuen Stils, den man bald Hard Bop nennen sollte. Die Band bestand während fast zweier Jahre mit nur einem personellen Wechsel, als 1956 Donald Byrd an der Trompete auf Dorham folgte. Neben zwei Studio-Sessions für Blue Note unter Silvers Namen (ursprünglich als "Horace Silver Quintet", doch schon für die 12"-Wiederverwertung der beiden 10"-Alben als "Horace Silver and The Jazz Messengers" betitelt) entstanden für Blue Note auch Live-Aufnahmen aus dem Cafe Bohemia, ebenso wie - mit Byrd - Studio-Aufnahmen für Columbia, die für eineinhalb LPs reichten.
Nachdem wir in der letzten Sendung die Anfänge des Hard Bop bis in die späten Vierziger und frühen Fünfziger zurückverfolgten, geht es diesmal weiter mit dem Quintett, das die neue Musik wie keine andere Band verkörperte. Der Zeitraum seines Bestehens in den Jahren 1954-56 beschliesst eine Lücke, in der in New York der Jazz unter dem Schwarzen Publikum seine populäre Stellung verlor. David H. Rosenthal argumentiert in seinem Buch „Hard Bop: Jazz & Black Music 1955–1965“ schlüssig dafür, dass diese Lücke nicht vom kühleren Jazz, wie er nach Miles Davis’ Capitol-Sessions in Mode war, sondern von Rhythm & Blues-Bands gefüllt wurde, in denen auch viele Hard Bop-Musiker ihre Sporen verdienten.
Um 1953/54 meldete sich der afro-amerikanische Jazz zurück: zupackender, härter, bluesiger, „at once sinister and exuberant“ (Rosenthal), funky, mit eingängigen Melodien und Riffs, mit einem neuen, entspannten Beat, dem die Nervosität des Bebop meist fehlte, und - besonders bei Horace Silver - einem grossen Ideenreichtum, was ausgeklügelte Arrangements und abwechslungsreiche Kompositionen betraf. Der Hard Bop verband die Strasse, die Populärkultur mit dem Besten, was der Jazz in Sachen "Kunst" zu bieten hatte. Die Musik war "hip", sie war geradeaus, die Hard Bopper beherrschten die Kunst, Schwieriges einfach und locker erscheinen zu lassen. Und sie nutzten den Raum, den das neue Longplay-Format bot, das sich gleichzeitig auch im Jazz etablierte. Soli wurden auch im Studio länger, die Musiker hatten jetzt die Zeit, weite Bögen zu spannen.
Horace Silver & The Jazz Messengers: das ist eine der ersten Sternstunden des neuen Stils, der im folgenden Jahrzehnt dem Jazz zu einem letzten grossen Aufschwung verhelfen sollte. Notabene ist es dieser Stil, den man noch heute am direktesten mit dem Begriff „Jazz“ verbindet. Die Sendung präsentiert einen knappen Überblick über die erwähnten Messengers-Sessions ebenso wie über ein paar nach der Auflösung der Band unter Hank Mobleys Leitung entstandene Sessions in ähnlicher Besetzung.